Bild von Künstlerin Sokra: Telefonangst überwinden - Menschen, die telefonieren.

Telefonangst überwinden: 6 Tipps aus dem systemischen Coaching

Telefonangst überwinden? Das ist möglich! Eine Anleitung mit konkreten Lösungsstrategien und Ideen zur Reflektion, die nachhaltig wirken.

Telefonangst überwinden mit nachhaltigen Lösungsstrategien

Telefonieren gehört in den meisten Berufen zum Alltag, doch für viele junge Menschen, insbesondere während des Berufseinstiegs oder in den ersten Jahren der Berufserfahrung, kann das ein großer Stressfaktor sein. Allein das Klingeln des Arbeitstelefons sorgt für Anspannung, Unsicherheit bis hin zu Herzrasen, Schweißausbrüchen oder Panik. Die Angst, in Interaktion mit anderen zu treten, nicht kompetent zu wirken oder unerwartete Fragen nicht beantworten zu können, beherrscht das eigene Verhalten. Der konkrete Wunsch lautet daher bei vielen: Die Telefonangst überwinden.

Aufgrund der Relevanz des Themas existieren im Internet zahlreiche Leitfäden, die vermeintlich hilfreiche Tipps geben, nur: selten beinhalten diese auch tiefergehende und nachhaltige Lösungsstrategien, die nicht nur kurz-, sondern auch mittel- und langfristig helfen.

In diesem Beitrag erfährst Du daher,

  1. warum diese Angst entstehen kann,
  2. was dein Körper und deine Psyche dir damit sagen wollen,
  3. wie Du damit umgehen kannst und
  4. welche Schritte dich dabei unterstützen können, souverän und selbstbewusst zu telefonieren.

Der Beitrag orientiert sich dabei an Methoden und Herangehensweisen aus dem systemischen Coaching.

Über den Autor

Tobias Krause ist zertifizierter systemischer Coach. Nach seinem abgeschlossen 2. Juristischen Staatsexamen gründete er ein journalistisches Magazin und absolvierte die Weiterbildung zum systemischen Coach. Er ist als Rechtsanwalt und Coach tätig und hat sich u.a. auf die Themen berufliche Orientierung und Weiterentwicklung, Stressmanagement, berufliche und private Veränderungsprozesse sowie Aufbau und Weiterentwicklung von Führungskompetenzen spezialisiert.

Tipp 1. Gute Gründe für Ängste und Sorgen


Ängste und Sorgen sind grundsätzlich Schutzmechanismen unseres Körpers und Geistes. Sie dienen dazu, uns vor potenziell unangenehmen oder bedrohlichen Situationen zu bewahren. Auch wenn diese Gefühle manchmal überhandnehmen oder sogar krankhafte Züge annehmen können, lohnt es sich, die Botschaften dahinter zu verstehen.

Telefonangst überwinden: Stelle dir diese Fragen:

Frage dich: Was möchte Dir die Angst vorm Telefonieren sagen?

  • Vergangene Erfahrungen: Vielleicht hattest Du schlechte Erlebnisse mit Telefonaten, wie ein unangenehmes Gespräch oder ein Missverständnis, das Dich in die Defensive gedrängt hat. War da ein Kunde, der unfreundlich reagiert oder eine unangenehme Frage gestellt hat?
  • Schutz vor Unsicherheit: Die Angst könnte dir signalisieren, dass Du Dich auf unerwartete Situationen oder Fragen vorbereiten möchtest, um peinliche oder unangenehme Momente zu vermeiden.
  • Dein Anspruch an dich selbst: Gerade in Beratungsberufen oder Berufen mit Kundenkontakt können Zweifel entstehen, ob Du mit Deiner Expertise und Kompetenz überzeugst.

Indem Du dich mit diesen Ursachen auseinandersetzt, legst Du den Grundstein für positive Veränderungen.

Tipp 2. Schutzmechanismen erkennen und hinterfragen


Um mit der Angst vor Telefonaten umzugehen, entwickeln viele Menschen bestimmte Strategien, die das Unangenehme vermeiden sollen. Diese Schutzmechanismen können insbesondere hilfreich sein, um die Symptome (Anspannung, Herzrasen, …) zu lindern. Doch sie halten dich oft davon ab, deine Kompetenzen weiterzuentwickeln.

Beispiele für Schutzmechanismen:

  • Nicht ans Telefon gehen: Du antwortest lieber per E-Mail, Text- oder Sprachnachricht, um die Situation zu kontrollieren.
  • Rückruf zu späterem Zeitpunkt: Du rufst erst zurück, nachdem Du dir eine Antwort zurechtgelegt hast oder sämtliche Szenarien durchgespielt hast.

An dieser Stelle bleiben viele Menschen mit der Analyse ihrer Angst vorm Telefonieren stehen. Sofern Du bereits hierdurch einen Zustand erreicht hast, der für dich akzeptabel ist, ist dies auch völlig in Ordnung. Du hast es geschafft, dir Strategien und Schutzmechanismen zurecht zu legen, die dir bereits jetzt helfen, mit deiner Angst vorm Telefonieren umzugehen. Wenn dein Ziel jedoch ein lockerer, souveräner und selbstbewusster Umgang mit Telefonaten ist und Du auf nachhaltige Weise deine Telefonangst überwinden möchtest, dann geht dein Weg zu positiver Veränderung an dieser Stelle weiter. Dann könnte es hilfreich sein, dich noch umfassender mit deiner Angst vorm Telefonieren auseinanderzusetzen.

Die entscheidende Frage ist, welchen Zweck erfüllen deine Schutzmechanismen? Wozu dienen sie dir? Die Antwort: In erster Linie sollen Schutzmechanismen verhindern, dass das eintritt, wovor Du Angst hast:

  • Vermeidung von Fehlern: Du willst sicherstellen, dass Du nichts Falsches sagst. Du möchtest deinem eigenen Anspruch gerecht werden.
  • Vermeidung von peinlichen Momenten: Du möchtest dich nicht in eine unangenehme Lage bringen.
  • Vermeidung von Druck: Der Gedanke, Erwartungen nicht gerecht zu werden, erzeugt Stress.

Was Du damit jedoch noch nicht erreichst, ist, deine Angst vorm Telefonieren langfristig zu überwinden und Leichtigkeit beim Telefonieren zu erreichen. Daher ist es wichtig, diese Muster zu erkennen und langsam mit bewussten Methoden zu durchbrechen.

Tipp 3. Das worst-case-Szenario als Beruhigung


Eine effektive Methode, um Ängste einzuordnen und zu relativieren, ist die Frage nach dem Worst-Case-Szenario: Was ist das Schlimmste, das passieren kann? Was konkret könnte in einem Telefonat oder bei einem spontanen Anruf geschehen, dass Du davor zurückschreckst? Was befürchtest Du?

Frage dich:

Was ist das Schlimmste, das in einem Telefonat geschehen kann? Zum Beispiel: Du kannst eine Frage nicht beantworten. Oder: Du gibst eine falsche Auskunft.

Und dann? Möglicherweise bietest Du an, dass Du die Antwort nachreichen wirst. Oder: Du erkennst im Nachhinein deinen Fehler.

Und dann? ...

Und dann? ...

Es hilft, sich als Fragesteller ein kleines Kind vorzustellen, dass seinen Eltern Löcher in den Bauch fragt, bis es eine zufriedenstellende Antwort bekommen hat: „Wie kommen die Sterne an den Himmel?“ Genauso hartnäckig wie das Kind nicht aufhören wird „warum?“ zu fragen, solltest Du dich der Frage nach dem „Und dann?“ widmen. Am Ende des Prozesses, wenn Du dir die Frage „Und dann?“ fünf Mal beantwortet hast, wird „das Schlimmste“ oftmals deutlich weniger dramatisch wirken als zuvor.

Tipp 4. Expertise bedeutet nicht Perfektion

Gerade in den ersten Berufsjahren besteht bei vielen Menschen die Sorge, nicht kompetent zu wirken. Deshalb könnte es hilfreich sein, wenn Du dir deine Stärken und Fähigkeiten bewusst machst. Sehr wahrscheinlich gibt es gute Gründe, warum gerade Du nach dem Bewerbungsverfahren die Stelle bekommen hast und weshalb gerade Du bestimmte Aufgaben von deinem Unternehmen übertragen bekommen hast: deine Qualifikationen und dein Potenzial haben dein Unternehmen überzeugt!

Gleichzeitig ist der fachliche Teil eines Telefonats oftmals nicht das Einzige, auf das es ankommt. Zusätzlich spielen Kommunikation und sog. weiche Faktoren eine Rolle für die Frage, ob Kundinnen und Kunden mit deiner Beratung zufrieden sind oder nicht.

Was viele Berufseinsteiger beim Telefonieren unterschätzen:

  • Beziehungsaufbau: Telefonate dienen oft dem Aufbau von Vertrauen und Verbindungen. Themengebiete sollen abgeklopft oder Argumente ausgetauscht werden. Vorschläge werden besprochen oder Angebote und Kostenvoranschläge angefragt. Dein Gegenüber erwartet häufig gar nicht immer die perfekte Antwort, das sofortige Aufzeigen der perfekten Lösung. Vielmehr möchte sich dein Kunde oder deine Kundin verstanden und ernst genommen fühlen und aufgezeigt bekommen, wie es jetzt weitergehen könnte. Es könnte also sein, dass von dir viel weniger erwartet wird, als Du selbst denkst.
  • Kommunikation auf Augenhöhe: Zudem ist es möglich, dass es Kompetenz ausstrahlt, wenn Du offen zugibst, etwas nachrecherchieren zu müssen. Zum Beispiel: „Das kann ich Ihnen momentan nicht beantworten, aber ich frage nach und recherchiere. Anschließend melde ich mich bei Ihnen.“

Am Ende des Telefonats erinnert sich Dein Gegenüber neben deiner fachlichen Auskunft auch an das Gefühl, das Du durch deine Kommunikation vermittelt hast. Ein Gespräch, das durch Freundlichkeit und Professionalität geprägt ist, bleibt positiv in Erinnerung. Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass du deine Kundinnen und Kunden enttäuschst, nur weil du eine Frage nicht vollständig beantworten kannst.

Zusätzlich gilt: Sofern Du im Nachgang feststellst, dass Du vielleicht eine falsche Antwort gegeben hast, kann dies durch einen Rückruf oder eine E-Mail klargestellt werden. Somit ist auch das in einem Telefonat Gesagte weniger endgültig als es sich anfühlen mag. Möglicherweise entlastet dich dieser Gedanke und hilft dir beim Telefonangst überwinden.

Tipp 5. Strategien und Standardsätze für Telefonate

Der größte Stressauslöser ist oftmals ein unangekündigter Anruf. Viele Menschen fühlen sich unwohl, wenn nicht erkennbar ist, wer überhaupt anruft und was die Person will. Sofern Du dich nicht mit den oben genannten Schutzmechanismen (nicht rangehen und später zurückrufen) begnügen möchtest, empfiehlt es sich, auf vorgefertigte Strategien zurückgreifen zu können, die dir unabhängig von der konkreten Situation Sicherheit beim Telefonieren vermitteln. Achte vor dem nächsten Anruf oder Telefonat daher auf folgende

Tipps für souveränes Telefonieren

  • Standardsätze überlegen: Oftmals wiederholt sich die Struktur von Telefonaten im Job. Daher ist es sinnvoll, sich einige Standardsätze anzueignen, die Du immer wieder verwenden kannst. Dies kann ein Begrüßungssatz sein, um mit Sicherheit in das Gespräch zu starten. Auch eine Vorformulierung eures (Beratungs- oder Produkt-)Angebots könnte hilfreich sein. Vielleicht hilft es dir auch, wenn du dir bereits einen Satz und eine Reaktion überlegst, wenn Du mal eine Antwort nicht sofort weißt. Nimm dir Zeit und überlege dir, in welche Situationen du beim Telefonieren regelmäßig kommst. Schreibe dir die Standardsätze auf und übe sie.
  • Körpersprache nutzen, auch am Telefon: Auch wenn der Gesprächspartner dich nicht sieht, wirkt sich deine Körpersprache auf deine Stimme und Ausstrahlung aus. Setze dich aufrecht hin, lächle und gestikuliere wie in einem persönlichen Gespräch. Eine positive Haltung stärkt dein Selbstbewusstsein und deine Stimme klingt automatisch freundlicher und klarer.
  • Zeit gewinnen durch Nachfragen oder Paraphrasieren: Wenn Du eine Frage nicht sofort beantworten kannst oder unsicher bist, was der Anrufer genau möchte, hilft es, das Gehörte zu paraphrasieren: Beispielsweise: „Habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie [Anliegen wiederholen]?“ Hierdurch gewinnst Du Zeit, kannst Missverständnisse klären und zeigst Interesse an einer präzisen Lösung.
  • Notizen machen, um den Überblick zu behalten: Habe immer einen Notizblock oder digitale Notizen bereit. Schreibe wichtige Punkte, Namen und Details direkt auf. Der Vorteil ist: Du kannst während des Gesprächs strukturiert bleiben und vergisst keine wichtigen Informationen. Gleichzeitig wirkt es professionell, wenn du später gezielt darauf eingehen kannst.
  • Souverän Wissenslücken eingestehen: Es ist völlig in Ordnung, nicht alles sofort zu wissen. Souveräne Formulierungen zeigen Kompetenz und Verlässlichkeit. Beispielsweise kannst du sagen: „Das weiß ich im Moment nicht, ich kläre das für Sie und melde mich zurück.“ Hiermit vermeidest Du Druck, falsche oder unstrukturierte Antworten zu geben, und signalisierst, dass du das Anliegen ernst nimmst.

Tipp 6. Wozu ein systemisches Coaching helfen kann

Unter Umständen ist es gar nicht so leicht, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Genauso wenig wie Du deinen Studien- oder Berufsabschluss von heute auf Morgen abgeschlossen hast, wird die Angst vor Telefonaten über Nacht verschwinden. Neben den genannten Tipps kannst Du deine Angst vorm Telefonieren mit gezielter Unterstützung in einem professionellen Coaching Schritt für Schritt abbauen. Möglicherweise hilft dir ein Coaching, deine individuellen Herausforderungen beim Thema Telefonieren zu identifizieren und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.

Das Ziel: Telefonangst überwinden. Mögliche Ansätze in einem systemischen Coaching könnten dabei sein:

  • Auseinandersetzung mit deinen inneren Antreibern und Glaubenssätzen: Welche Gedanken oder Erwartungen setzen Dich unter Druck? Wie kannst Du diese hinterfragen? Wo liegen die Ängste und Sorgen im Hinblick auf (berufliche) Telefonate begründet?
  • Stärkung deiner Ressourcen: Welche Fähigkeiten und Kompetenzen hast Du bereits? Wie kannst Du diese gezielt einsetzen, um deine Angst zu überwinden?
  • Entwicklung von Strategien: Gemeinsam mit einem Coach kannst Du Techniken erarbeiten, die Dir im Berufsalltag helfen.

Erfahre hier mehr zum systemischen Coaching und welche Vorteile ein professionelles Coaching mit sich bringt.

Telefonangst überwinden: Nicht fachliche Perfektion, sondern ein souveräner Umgang ist das Ziel


Die Angst vor Telefonaten ist eine weit verbreitete Herausforderung, die viele Menschen in ihrem Berufsalltag begleitet. Dabei sind deine Ängste und Sorgen keine unverrückbaren Hindernisse, sondern eine Einladung zur Reflektion und Weiterentwicklung. Indem Du dich mit den dahinterliegenden Ursachen auseinandersetzt, Schutzmechanismen hinterfragst und Strategien entwickelst, kannst Du an Sicherheit gewinnen und souverän auftreten. Die genannten Tipps können dir dabei helfen. Du kannst Telefonangst überwinden!

Denk daran: Niemand erwartet Perfektion. Wie langweilig wäre das Leben, wenn alle Menschen perfekt wären? Viel wichtiger ist es, authentisch und empathisch zu kommunizieren. Sofern Du zusätzliche Unterstützung suchst, kann ein Coaching dir helfen, deine Kompetenzen zu stärken und Herausforderungen zu meistern.

Wenn du aktuell vor Herausforderungen stehst und bereit bist, aktiv an Lösungen und deiner Entwicklung zu arbeiten sowie offen für neue Perspektiven bist, könnte systemisches Coaching genau das Richtige für dich sein. Wenn du magst, unterstütze ich dich hierbei gerne als dein systemischer Coach. Hier findest du mein Coachingangebot.

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